1. Mainzer Zweirad-Rallye

27. August 2017

 

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Zu den Fotos des Charity-Anzug-Runs

 

Da gibt es in der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz zwei recht aktive Gruppierungen. Zum einen sind da die Zweitaktfreunde Mainz, die neben Vespa und Simsons auch alles andere, dessen Herz in zwei Takten schlägt, lieben. Markenoffen wollen Sie die Zweitaktkultur Rheinhessens fördern. Daß sie das recht ernst betreiben, sieht man schon an ihrer aktiven Mitgliedschaft im Veteranen Fahrzeug-Verband. Zum anderen wurde der alternde Vespa Club Mainz kürzlich extrem verjüngt und zeigt sich seitdem wieder in alter Stärke und Aktivität. Häufig sieht man die Member des einen Vereins bei den Veranstaltungen des anderen Vereins. Wo jetzt so eine zügellose freundschaftliche Verbindung hinführt konnte, man bei der 1. Mainzer Zweirad-Rallye beobachten. Beide Clubs organisierten diesen in seiner Art für Rheinhessen neuen Event gemeinsam.

 

Schon Tage vor der Rallye war die Anspannung bei mir zu bemerken. Irgendwie wollte die Kupplung an meiner GS4 nicht so wirklich. Ich war schon kurz davor zu kapitulieren und mit einer nur 33 Jahre alten PX zu fahren, als es dann doch zu klappen schien. Also längere Probefahrt - und bestanden. Dem schönen Rallye-Auftakt sollte also nix entgegenstehen.

 

Rennatmosphäre am Start auf der Malakoff-Terrasse. Nach der problemlos bestandenen technischen Abnahme und einen kurzem Frühstück, hieß es die erste wichtige Entscheidung zu treffen. Leibchen an den Körper oder doch irgendwie an den Roller? Dank Tanjas Haarbandes hab ich das gute Stück ans Beinschild bekommen. Sah sogar recht schick aus zusammen mit dem Band des Oldstyle-Magazins.

 

Startnummer 2 lies den Ergeiz in mir steigen, Felix mit der No. 1 noch zu kriegen, auch wenn es überhaupt nicht ums Tempo ging. Es sollte eine ausgeschilderte Strecke gefahren werden, Buchstaben-Zahlen-Kombinationen an sogenannten stillen Wächtern notiert und dann noch ein paar Geschicklichkeitsübungen absolviert werden. Felix zieht gut vom Start weg und flott ab aus dem Sichtfeld. Hinter mir tuckert schon ein Heinkel Tourist und treibt mich zum sekundengenauen Start. Und ab geht es! Endlich im Rennen. Doch kaum um die Ecke ist für mich schon Schluss. Nach rund 600 Metern reißt der Kupplungszug. Ausgerecht die Kupplung. Als hätte es sich nicht schon angekündigt. Ersatz liegt gut verstaut im Topcase, dass ich aufgrund vieler Ermahnungen von Originalitätsfetischisten abgelassen und zu Hause gelassen habe. Schade, ist jetzt schon alles vorbei? Ich tröste mich damit, dass es wenigstens nicht so weit zurückzuschieben ist...

 

Kai hält mit seiner ACMA und hat einen Bremszug, der ja vielleicht auch passen könnte. Ich fang schon mal an mit der Schrauberei. Markus und Wendelin halten. Wendelin, der selbst auch GS4 fährt, sollte sich doch auskennen. Die Rettung ist da! Markus hat einen besseren Zug und zu dritt läuft die Karre nach vermeindlich ganz kurzer Zeit wieder. Provisorisch sollte das halten. Danke Jungs! Solche Helden braucht das Land! Wie war das mit den guten Provisorien? Die halten immer am besten und längsten. Das blaue Luder schnurrt wie neu und ich begebe mich auf die Aufholjagd. Erst in Nierstein gelingt es mir zwei Teilnehmer einzukriegen. Hm, die haben aber hohe Startnummern. Da hat die Schrauberei wohl doch länger gedauert als gedacht. Egal, weiter geht es. Die stillen Wächter in Nackenheim und den sehr versteckten in Schwabsburg hab ich relativ zügig gefunden. Wohl dem, der weiß, dass Schwabsburg auch noch zu Nierstein gehört, den für dort war er eigentlich im Roadbook angekündigt.

 

Nun aber flott nach Nieder-Olm zur Stempelkontrolle von Miriam und Stefan. Kurze Erholung bei arktischen Temperaturen um die 30 Grad und weiter. Ist ja schließlich eine Rallye. Noch in Nieder-Olm ist eine alles entscheidende Entscheidung zu treffen: Fahre ich rechts direkt auf die kürzere Strecke für 50 ccm-Fahrzeuge oder reicht die Zeit noch für den Bogen der größeren Klassen? In dem Moment schießt Felix von links kommend vorbei. Er hat den großen Bogen schon komplett absolviert und da ist auch schon der Heinkel. Die beiden krieg ich wohl nicht mehr ein. Ich reduziere mein Tagesziel darauf, nur nicht als Letzter ins Ziel zu kommen (falls der Kupplungszug überhaupt hält). Also biege ich ab nach links und erledige die restliche Streck im Tiefflug, den Kopf nur kurz über den Lenker gehoben. Ein klein bißchen von der Strecke sollte man trotz CW-Wert-Verbesserung doch schon noch sehen. Nur so konnte ich dann dem netten BMW-Fahrer mittleren Alters entgehen, der nur allzu gerne ohne Blinker an einem vorbeizieht, um dann urplötzlich rechts abzubiegen. Hatte ja noch nicht genug Adrenalin im Blut. Egal. Weiter, den Stempel in Ockenheim holen und den stillen Wächter in Engelstadt finden. Zwischendrin gelang es mir immer wieder andere Fahrer zu überholen. Wer braucht schon einen leckeren Cappuccino am Wegesrand?

 

In Hechtsheim waren dann die Geschicklichkeitsübungen auf einem großen Parkplatz vorbereitet. Es hieß zwei Achten in möglichst genau 45 Sekunden zu fahren. Die Zwischenzeit wurde einem zugerufen. So was konnte ich noch nie gut. Hilfsmittel: Keine. Aber zu meiner totalen Überraschung schaff ich es punktgenau. Das macht Lust auf mehr. Drei von vier Reifen landen auf dem Sonnenschirmständer. Der Abstand zum Werfen war aber auch recht nah, liebes Orga-Team. Nun hieß es möglichst genau 111 cm vor einem Bierkasten zu stoppen. Damned! 112 cm! Aber nah dran, das gibt nur einen Strafpunkt. Noch ein bißchen Slalom gurken und dann rutsch ich doch tatsächlich vom Brett. Anfängerfehler! Vielleicht pump ich die Reifen doch mal wieder auf bevor ich zu sowas fahr? Hinter hat jeder einen klugen Ratschlag. Zum Abschluß eine undankbare Schätzfrage. Wieviele Zündkerzen sind in diesem Behälter? Ich versuche es mit mathematischer Genauigkeit. Auf der Breitseite sehe ich 12 Kerzen von links nach rechts. Auf der Kurzen sieben. 7 mal 12 ist doch über 100. Jetzt micht sich gefährlicherweise die Logik ein. Kein Mensch hat doch über hundert Zündkerzen. Also schätze ich spontan auf 37. Eine angemessene Anzahl finde ich. Es waren natürlich 97. Man soll auf Veranstaltungen für Roller- und Motorradfahrer einfach die Logik zu Hause lassen (und nicht die Ersatzzüge).

 

Mit Vollgas (natürlich nur bis an die Grenze der auf den Straßen zugelassenen Höchstgeschwindigkeit) ging es zurück zur Malakoff-Terasse nach Mainz, wo jeder Teilnehmer mit Applaus empfangen wurde. Eine sehr nette Geste, die ich in dem Moment aufgrund meiner ständigen Angst vor einem Totalausfall, richtig herzerwärmend fand.

 

Jetzt galt es sich erstmal mit Kartoffelsalat und Würstchen wieder zu stärken und die Zeit bis zur Siegerehrung mit Benzingesprächen zu vertreiben. Es kamen tatsächlich noch einige Fahrer (nicht nur Mofas, sondern auch große Maschinen) nach mir an. Immerhin!

 

Netterweise schauten dann noch einige sehr gut gekleidete Damen und Herren auf sehr hochwertigen Zweirädern meist amerikanischer Herkunft vorbei. Die Teilnehmer des Chilli Pepper-Anzug-Runs für krebskranke Kinder nutzten die Gelegenheit zu einem Kurzbesuch. Wirklich nette Maschinen...              ...aber ich bleib doch bei der Vespa!

 

Keine Mühen hatten die Organisatoren gescheut und alle Pokale in mühevoller Kleinarbeit aus Kolben und Zündkerzen selber gebastelt. Da habt Ihr Euch echt Fleißkärtchen verdient! Die Pokalübergabe wurde recht zügig durchgezogen, auch wenn es doch eine schon recht stattliche Anzahl war.

 

Was kann man nun für ein Fazit dieser ERSTEN Mainzer Zweirad-Rallye ziehen? Die Organisation kann nur an wirklich wenigen Punkten punktuell verbessert werden. Das Teilnehmerfeld war gut gestreut zwischen Vespa, Simsons und Motorrädern. Insgesamt waren es rund 50 Teilnehmer. Für 2018 heißt es also mehr Werbung machen und vielleicht auch gezielt weitere lokale Biker-, Motorrad- oder Oldtimer-Clubs anzusprechen. Ich melde mich auf jeden Fall für den 27. Mai 2018 gerne an! Vielleicht finde ich bis dahin noch eine gute Boxencrew?