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Oben wird die Luft doch nicht dünne

 

Meine Schwägerin wohnt in der dritten Etage. Corona weht mir wohl noch nach. Oder sollte es das Alter sein? Meine 50 steht ja auch schon einige Monate auf den Geburtstagskarten. Auf jeden Fall habe ich es in diesem Urlaub noch nicht einmal geschafft oben ohne Keuchen & Schwitzen anzukommen. Vielleicht ist die Luft hier oben auch nur zu dünn?

Auf jeden Fall gab es wieder eine leckere Bretzn zum Frühstück, dick mit Butter. Meine Diät macht auch gerade Urlaub, da geht das täglich.

 

Heute stand Natur pur auf dem Programm. Wir sind zur Kampenwand gefahren. Allerdings wollten wir es nicht allzu sportlich angehen und haben für Auf- und Abstieg die Gondeln benutzt.

 

Seit 75 Jahren ist die Kleinkabinen-Zweiseilumlaufbahn schon in Betrieb. Von Aschau im Chiemgau geht sie auf die Bergstation (1461 m ü. NHN). Eine knappe Viertelstunde dauert die Fahrt in den Vierergondeln. Sind 2480 m Strecke mit einem Höhenunterschied von 841 m.  Die alten bunten Gondeln sehen im Vergleich zu anderen Bergbahnen echt niedlich aus. Aber auch ihre Tage sind in Kürze gezählt. Bald soll elf Monate lang alles umgebaut werden. Wird sicher viel praktischer und moderner, aber der historische Charme dürfte wohl verloren gehen. Gut, dass wir jetzt noch mal da waren.

 

Unterwegs hatten wir schon eine sagenhafte Aussicht. Die zwei großen Seen des Chiemgaus, der Chiemsee mit den Inseln Herrenchiemsee und der Fraueninsel, sowie der weiter westlich gelegene Simssee waren klar zu erkennen. Oben sind wir dann im lockeren Spaziergangstempo Richtung Kreuz gegangen. Da war grade zum Glück nur wenig Betrieb. Normalerweise kriegt man da kein vernünftiges Bild hin. Viele halten das große Holzkreuz schon für das Gipfelkreuz. Das steht aber tatsächlich etwas weiter und höher!

 

Also auf zur gemütlichen Steinlingalm. Hier kann man für diese Touri-Region noch zu moderaten Preisen schmausen oder aber auf den Felsblöcken seine mitgebrachte Brotzeit zu sich nehmen. Wir haben uns für eine warme Mahlzeit entschieden. Aufgrund der Uhrzeit entschied ich mich für einen Germknödel mit Vanillesauce und Mohn. Lecker & sattmachend. Dann der Klassiker. Papa muss ja immer die Reste der Kinder aufessen. Also als Nachtisch gab es dann noch mittlerweile kalten Leberkäse. Dabei der wunderbare Blick auf die Kapelle zur Erinnerung an die Kriegsopfer und das echte Gipfelkreuz. Es ist mit 12 Metern Höhe das größte Gipfelkreuz der Bayerischen Alpen.

 

Mit vollem Bauch traten wir dann den Rückweg an. Gerade rechtzeitig, waren doch schon die ersten Klänge einer Trachtenkapelle zu hören. Da es nun mehrheitlich bergauf ging, kam ich doch schon wieder an meine Keuchgrenze. Aber mir war die Luft nur ganz kurz zu dünn. Dann setzte der Wille dem Körper ein Zeichen. Außerdem ging es dann auch wieder ein Stück bergab und ich konnte es ja auch mit meiner Männerehre nicht vereinbaren, dass mich noch mehr Rentner überholten.

 

Bei der Abfahrt begleite uns noch eine Dame, die echte Panik vor dem Gondelfahren hatte. Ganz generös versuchte ich ihr ein wenig die Angst zu nehmen. Plötzlich schienen die Trompeten von Jericho zu erschallen. Doch Glück im Unglück. Auf der Wiese unter uns legte sich nur ein Alphornbläser ins Zeug. Mit klingenden Ohren zog es uns dann wieder zu meiner Schwägerin. Diesmal hätte ich es fast bis in den dritten Stock geschafft ohne völlig außer Atem zu sein. Vielleicht muss ich nur ein wenig mehr trainieren? Oder aber die Luft ist hier tatsächlich so dünn?

 

Zur Stärkung gab es dann fluffiges Rührei mit Hähnchenbrustfiletstreifchen und dazu eine zärtliche Rohkost-Kombination. Dabei noch die restlichen Brötchen, die uns auf der Wanderung als Wegzehrung dienen sollten. Zum Nachtisch wurde dann der restliche Bananen-Skyr kredenzt. Pappsatt und dann noch zur FeWo um in bei all der frischen Luft in den Schlaf zu sinken.

 

Wir sehen uns auf der Straße!

 

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