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Die Zeit reist Stunden voraus

Nichts ist so stressig, wie der Tag vor der Erholung. Perfekte Reisevorbereitungen sind das A und auch das O eines jeden Familienurlaubs. Dumm nur, dass meine Corona-Erkrankung uns mit all den Aufgaben der „Vor dem Urlaub“-Todo-Liste recht arg ins Hintertreffen geraten lies. Also einen Zahn zugelegt und die Abreisezeit am Abreisetag ein kleeeeeiiiiiiin wenig nach hinten verschoben. Nix mit 4 Uhr los. Wurde dann doch Mittag, so dass der kulinarische Start unserer Reise noch vor der Autobahn in einem Fastfood-Doppelschlag gipfelte. Die Kids stehen mehr auf das goldene M, während wir Älteren lieber beim König speisen. Unterwegs dann natürlich die Frage, wohin mit dem Verpackungsmüll. Den Vorschlag von der hinteren Sitzbank „Fenster auf und raus“ haben wir natürlich abgelehnt. Nostalgisch erinnerte ich mich, dass dies in den 70ern noch ganz einfach und ohne schlechtes Gewissen der Weg der Lösung war.

 

Die 503 Kilometer verliefen relativ dann unspektakulär. Der Regensensor und ich werden wohl keine Freunde. Unsere Ansichten über nasse Scheiben weichen doch sehr voneinander ab. Vorbei ging es am Hockenheimring, Claas Used-Center (Landmaschinen), Technik-Museum Sinsheim (ein paar Flieger kann man noch sehen – trotz der immer höher werdenden Mauer zur Autobahn) und an einem Gebäude, dass ich glaubte aus dem Kino wiederzuerkennen (Men in Black). Wenigstens ein wenig Sightseeing im Vorbeiflug. Dazu gab es diesmal nur wenig Spannendes auf dem Asphalt zu bewundern. Ein goldener Käfer, ein alter Taxi-Benz, eine Vespa Cosa (im Hänger), ein Fiat 126 (auch im Hänger) und dazu rund 25 Porsche, natürlich alle auf der linken Spur.

 

Die A8 war über Karlsruhe gesperrt und so ging es die malerische Route über Heilbronn (nein, kein Käthchen gesehen). Landschaftlich überraschte uns ein Schild mit der Aufschrift „Schönste Autobahnstrecke Deutschlands Albaufstieg“.  Na ja… Vielleicht bin ich einfach schon zu viel auf den BABs unterwegs gewesen…

 

Es waren wenig LKW unterwegs und so brachten manche Personenkraftwagen Urlaubsfeeling. Wo sonst trifft man Menschen aus der ganzen Republik plus Kennzeichen mit den Länderkennungen BG, I, A, RO, NL, CZ, H oder FL? Na, alle Länder erkannt? FL ist übrigens das Fürstentum Lichtenstein. Hab aber nicht drauf geachtet, ob der Fürst selber fuhr.

 

Im Stockdunklen (Wolken, keine Energiesparmaßnahme) erreichten wir unser Feriendomizil in Frasdorf bei Rosenheim. Darüber berichte ich dann morgen. Schnell ausgepackt, frisch gemacht und ab ins Kulturdorf Neubeuern. 1981 wurde es sogar als schönstes Dorf Deutschlands prämiert. Uns zog es zum Valuga im Glaserwirt, idyllisch auf dem historischen Markplatz gelegen. Das Anwesen geht auf 1555 zurück und 1676 wurde es in Kirchenbüchern schon als Wirtshaus erwähnt. Urig, bayrisch, aber mit gehobener Küche. Halt so typisch angeordnet auf dem Teller. Steh ich ja nicht so drauf. Aber: Lecker und satt geworden. Die wichtigste Kombination der Nahrungsaufnahme! Sieht man auch daran, dass die Teller reihum gereicht und leergeputzt wurden. Ich achte ja besonders auf liebevolle Details und da gab es hier so einiges zu sehen. Guckt Euch mal die Bildchen an. Wir haben uns zudem noch gut unterhalten. Die Verwandtschaft seit fast anderthalb Monaten nicht gesehen und auch noch alte Bekannte getroffen. Ein gestandener Opel GT-Fan. Da war ein Teil der Unterhaltung schon gesichert. Ansonsten die typischen Themen, wenn man die 50 überschritten hat: Kindererziehung, Krankheiten, Alterserscheinungen und wie lange es wohl noch dauert vom ersten grauen Haar bis zum baldigen Tod. So endete Gestern dann doch erst heute. Friedhofgespräch statt Benzingespräch.

Wir sehen uns auf der Straße!

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