Mensch, was waren wir schon cool, als wir jung waren. Fast jedes Wochenende auf einem Scooter Run. Freunde aus halb Europa getroffen, viel getrunken und die wildesten Rollerstories erzählt und gehört. Manche der Leute von damals zähle ich noch heute zu meinen allerbesten Freunden. Selbst wenn wir uns schon Jahre nicht mehr gesehen haben und der Lebensverlauf so völlig unterschiedliche Wege eingeschlagen hat, weiß ich einfach, dass ich im Notfall sofort auf diese Jungs zählen kann. Umgekehrt natürlich ebenso. Also beste Grüße nach Hamburg und Aachen… oder wo auch immer Ihr gerade hinzogen seid.
Bald ist ja wieder Pfingsten. Ganz früher war das die Zeit, in der man sich geistig besann. Ein kirchliches Hochfest. Jesus hatte den Heiligen Geist angekündigt und genau der kam über die Jünger herab und Feuerzungen ließen den Zündfunken überspringen, der dann die christliche Kirche zum Laufen brachte.
Scooterists der ersten und zweiten Generation denken beim Stichwort „Pfingsten“ allerdings eher an die Hansestadt Lübeck. Ne, nix Marzipan. Ostern war Hamburg, Pfingsten Lübeck und das 1. Wochenende in den NRW-Ferien Aachen. So einfach konnte man sich Ende der 80er / Anfang der 90er den Terminkalender der deutschen Scooter Boy-Szene merken.
Dabei waren wir tatsächlich selten in den Städten selbst. Vielmehr ging es auf irgendeine Wiese im Umland. Da trafen sich dann mehrere hundert oder zum Beispiel 1991 über tausend junge Loite. Ein Großteil aus der ganzen Republik mit einem Roller und Zelt angereist. Immer mehr zogen dann aber die bequemere Anreise mit dem Auto vor. Der Party tat das keinen Abbruch. Der Alkohol floss in Strömen, Wochenend-Liebschaften begannen Freitagabend und endeten Sonntagmorgen. Dazu viel Musik. Aber nicht das Zeug aus der Disco. Nein auf einem Scooter Run lief damals ausschließlich Northern Soul, oder das, was man dafür hielt. Eventuell noch ein bis drei Ska-Stücke.
Hab mal ein paar alte Fotoalben herausgekramt. Ja, liebe jüngere Mitleser, Fotos druckte man damals immer auf Papier aus. Nicht zu Hause, sondern in der Drogerie. Und die klebte man dann auch als jugendlicher Rebell sorgsam in ein Fotoalbum. Klamottentechnisch waren wir aber vom Mainstream unabhängig. Hohe Doc Martins (immer auf die Schnürsenkelfarbe achten), US-Tarnhose aus dem Armee-Shop, Roller-Shirt und Lonsdale-Pullover. Darüber eine schwarze Bomberjacke übersät mit Aufnähern der Treffen, die man schon besucht hatte.
Jahre später wandelte sich alles. Die Musik, die Klamotten, die Kutten. Mal ging es Richtung Rocker, mal Richtung Raver, mal… ach, lassen wir das. Wir sind ja hier nicht in einem sozio-historischem Seminar, sondern schwelgen einfach nur in netten Erinnerungen.
Und heute? Wie hast Du die Woche vor Pfingsten in diesem Corona-Jahr verbracht? Ich habe tatsächlich an einer Karre geschraubt. Aber an einer Schubkarre. Auf dem Reifen steht „Not for Highway Use“. Tja, ist das soweit gekommen mit mir? Bin ich mit 48 Jahren vom Highway runter und fahre jetzt nur noch Landstraße oder gar nur noch Feldweg? Ich weiß nicht… So unrebellisch komme ich mir gar nicht vor. Na warte, sobald Corona es wieder zulässt, werde ich es diesem Leben zeigen! Dann schwinge ich mich auf die Vespa und… Fährst Du mit?
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Silke F. (Freitag, 11 Juni 2021 16:42)
Wir haben uns viel zu lange nicht mehr auf einem Run gesehen. Vielleicht Pfingsten 2022?