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Krankes Fernsehen & internationales Brauchtum

 

Bin ich krank? Oder bilde ich mir das alles nur ein? Quasi psychosomatisch? Irgendwie total ominös. Kurz nach Knopperszeit in Deutschland. Ich habe das Gefühl, als sei mein Kreislauf in der Tiefparterre. Also hab ich nachgemessen. Alles okay. Eigentlich sogar besser als okay: 118 zu 81. Puls 57. Da kannste dich in meinem Alter eigentlich nicht beschweren. Gut, das krieg ich auch nur mit einem täglichen Dopingmittel hin. Die nehm ich aber immer abends, weil sie müde macht. War also so ungefähr 14 Stunden her. So viel zum Thema Nebenwirkung. In den Oberarmen fühlt es sich an, wie wenn das Taubheitsgefühl von eingeschlafenen Armen nachlässt. Das dann aber obligatorische Kribbeln fehlt jedoch völlig. Dazu leichter Schwindel und Müdigkeit. Nein, es war nicht das weltberühmte Suppenkoma. Es fing schon weit vor dem Brunch an. Hunger kann es eigentlich aber auch nicht gewesen sein. Schließlich habe ich im Vergleich zur Vorwoche auch nicht ein Gramm verloren. Wenigstens aber auch keins dazu bekommen. Puh, Glück gehabt. Ob ich doch in die Wechseljahre komme? Dann steht ja dann bald ein Sportwagen vor der Tür.

 

Mit dem Gewicht ging es wohl grade noch mal so gut. Hätte das echt nicht gedacht, weil die Speisekarte der vergangenen Woche sich aber auch zu lecker liest. Pommes und Farmergemüse mit Rinderhüftsteak. Das Gemüse besteht übrigens nur aus Mais, Erbsen und Möhrenscheiben. Selber mixen ist zwar frischer, aber auch zeitintensiver. Also gab es die Bio-Tüte aus dem Supermarkt. Richtig Arbeit hab ich aber in den grünen Spargel mit luftgetrocknetem Putenschinken und geraspelten Pecorino-Käse gesteckt. Hatte optisch irgendwie was Snobistisches. Eher gutbürgerlich dann Möhrenschnipsel auf Langkornreis mit Putenbrustfilet. Gehobenere Küche war für mich dann Ofenlachs mit gemischtem Salat (Skyr-Dressing) und Kartoffeln. Lachs hat für mich eher was Besonderes. Gab es als Kind bei uns gar nicht. Zumindest kann ich mich nicht dran erinnern. Gestern Abend dann noch Chilli con Carne mit fettreduziertem Rinderhackfleisch. Insgesamt lohnt es sich anscheinend, immer mal wieder an der ein oder anderen Stelle das Fett zu reduzieren und vermeintlich gesündere Bioware zu kaufen. Fleisch braten wir übrigens grundsätzlich ohne Fett oder Öl an. Höchstens mal ein bisschen alternatives Ghee. Haben da so extra Töpfe, mit denen das einfach so geht. Waren nicht billig. Ist Fettabsaugen in der Klinik aber sicherlich auch nicht. Dazu habe ich noch mehr sportliche Mini-Einlagen mit meinen Mädels gemacht. Fahrrad, Fußball, Spaziergang und so. Muss ich wohl noch was intensivieren.

 

Dazu gab es fast täglich noch frische Erdbeeren, Bananen, Trauben und Blaubeeren. So von wegen natürlicher Zucker, aber bei Weight Watchers punktefrei.

 

Seit wir auch so einen neumodischen Schnickschnack-Streaming-Dienst haben, gucken wir tatsächlich auch wieder Serien. Ein wenig so wie früher, und ich meine ganz früher, quasi oldschool par excellence. In den 90ern gab es mal so einen Motivationsfilm (und dann noch Teil 2 und 3) mit Emilio Estevez. Eine Eishockey-Loser-Truppe schafft durch seinen Trainer doch noch gegen den Erzfeind zu gewinnen. Und jetzt gibt es die Mighty Ducks auch als Serie. Estevez spielt wieder mit. Wieder geht es um Eishockey und ein Kinder-Team. Nur sind das diesmal die Gegner der mittlerweile zum Großverein aufgestiegenen Ducks. Aber nicht nur der Inhalt passt zur damaligen Zeit. Disney bringt nur einmal in der Woche eine neue Folge. So wie früher, als man echt die ganze Woche auf eine bestimmte Uhrzeit an einem bestimmten Tag hinfieberte. Und wehe dann kam was, was Mutti (Traumschiff) oder Vati (Sportschau) gucken wollte.

 

Derselbe Anbieter ist ja auf dem internationalen Markt vertreten. Das führt dann dazu, dass auch unsere Family nun etwas internationaler lebt. Und das trotz Reisebeschränkungen. Wir haben uns bei eben jenem Streamingdienst die Serie Perception angeguckt. Eine Krimiserie in der ein schizophrener Neurowissenschaftler zusammen mit dem FBI Fälle löst. Hat so seine lustigen aber auch philosophischen Momente.  38 Folgen in drei Staffeln haben wir uns angesehen. Folge 39 ist das spannende Finale. Alles geht drunter und drüber. Aber ich will Euch ja hier nicht spoilern. Guckt mal selber. Nur ist Teil 39 bei Disney nicht auf Deutsch verfügbar. Standardmäßig scheint das auf Italienisch eingestellt zu sein. Keine deutsche Sprache, keine deutschen Untertitel. Es hat mich ja gejuckt, Portugiesisch mit französischen Untertiteln anzuklicken. Aber schon das Italienische nahm dem Krimi irgendwie die Schärfe. Die Stimmfarben divergieren auch so ziemlich auseinander. Wir haben es dann in der Original-Sprache laufen lassen. Und weil die Schauspieler alle so eine grauenhafte US-amerikanische Aussprache hatten, haben wir zusätzlich noch englische Untertitel eingeschaltet. Ich glaube, so halbwegs haben wir es jetzt verstanden. Tja, John Madison wusste schon, warum er allen Deutschen auf Seite 23 seines Büchleins „Nothing for ungood“ genau aus diesem Grund dazu rät, erst gar kein britisches Englisch zu lernen. Muss aber hier öffentlich gestehen, dass ich das Buch nur vom Grabbeltisch mitgenommen hatte, weil vorn ein alter VW Käfer drauf ist.

 

In der vergangenen Woche war ja der 1. Mai, Tag der Arbeit. Für uns männliche Rheinländer bedeutete die Nacht auf den Feiertag immer ganz besondere körperliche Arbeit. Ich bin ja so ein Brauchtums-Junkie. Und in meiner Aachener Heimat ist es Sitte in dieser Nacht seiner Angebeteten einen Maibaum zu setzen. Neumodisch geht seit Mitte der 90er auch ein beim Blumenhändler geordertes blumengeschmücktes Herzchen. Aber ich bin ja eben oldstyle, also von gestern. Da ich mit der besten Ehefrau von allen ja vor unserer Hochzeit schon 12 Jahre zusammen war, hat sie so einiges an Maibäumen bekommen. Da habe ich auch keinen Unterschied daraus gemacht, wo wir gerade lebten. Husum oder Leipzig kennen nun auch die schöne Tradition, dass der Kerl loszieht, unter körperlicher Höchstleistung eine Birke (oder zumindest einen Ast) fällt und mit buntem Krepppapier (ein 4P-Wort!) behangen ans Haus hängt. Tag der Arbeit eben. Normalerweise endet das Ganze dann mit der Hochzeit, wenn der Bube nicht gerade Brauchtumspflege fern der Heimat liebt. Da man in diesem Jahr ja nie so genau weiß, ob nicht gerade eine Ausgangssperre Gültigkeit hat, habe ich der besten Ehefrau von allen den Maibaum einfach neben Ihren Namen auf den Tagesplan gemalt. Ja, ich bin ein hoffnungsloser Romantiker. War klar, gelle.

 

Körperliche Arbeit gab es dafür diese Woche trotzdem. Hab nach rund 8 Jahren unser großes Trampolin im Garten verkauft. He he he – zum selben Preis, den ich damals im Ausverkauf für das Neuteil im Mainzer Real bezahlt habe, als der für immer seine Pforten schloss. Nun ist da natürlich mitten im Garten ein riesiges rundes Rindenmulchfeld. Hab es schon mal ein wenig woanders hin verteilt. Wahrscheinlich kommt da jetzt unser neuer Grillplatz hin. Die beste Gärtnerin und Ehefrau von allen plant da schon was.

 

Wann warst Du das letzte Mal so richtig romantisch? Hast Du Deiner Liebsten / Deinem Liebsten ohne einen Anlass Blumen geschenkt oder sie / ihn / divers zu einer Rundfahrt mit Deiner wahren Liebe (dem Oldtimer oder der Vespa) ausgeführt? Kennst Du noch diese Cartoon-Bildchen „Liebe ist…“ von Kim Casali? Auch das begann mit so einem romantischen Dingens und heute sind die Zeichnungen weltberühmt. Also, nur Mut und lass Dir was einfallen!

 

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